Aktivitäten des Instituts 2018

Liebe Studierende der Berufspädagogik, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Projektpartnerinnen und Projektpartner,

für uns geht ein arbeitsreiches, aber sehr schönes Jahr 2018 zu Ende. Wir wünschen Ihnen und Euch eine besinnliche Weihnachtszeit und einen gelungenen Start in das kommende Jahr 2019. Um das alte Jahr stressfrei ausklingen zu lassen, veranstalteten wir erneut ein vorweihnachtliches Treffen, bei dem sich Studierende der Berufspädagogik semesterübergreifend kennenlernen und Erfahrungen austauschen konnten.

 

Wir haben in diesem Jahr die ersten Absolventinnen und Absolventen unseres Masterstudiengangs feierlich entlassen dürfen. Außerdem konnten wir unsere Forschungsergebnisse auf Tagungen und Kongressen platzieren und publizieren.

 

Gemeinsam schauen wir fröhlich und gut gestimmt auf ein neues Jahr, wünschen allen Beteiligten Zuversicht und die nötige Gelassenheit. Zuletzt möchten wir an dieser Stelle für die erfahrene Unterstützung danken.

 

Das Institut für Berufspädagogik wünscht allen schöne Feiertage.


Reform beruflicher Bildung in Finnland und wie berufliche Bildung von Lehrern weiter vorangebracht werden kann (ein kleiner Zwischenbericht aus dem Forschungssemester)

Grafik zu der Reform der beruflichen Bildung vom Bildungsministerium Finnlands
Prof. Dr. Kaiser auf dem Weg zu den Gesprächen in Helsinki
Das Gebäude der Opetushallitus-Utbildningsstyrelsen in Kallio
Sari Turununen-Zwinger (Mitgestalterin der Reform)
Im Gespräch mit finnlandschwedischen Berufsschulleitungen und Lehrkräften an der Universität Helsinki
Haaga Helia – Ausbildungsort für jährlich ca. 300 angehende Berufsschullehrkräfte.

Die Reform der beruflichen Bildung in Finnland geht einher mit einer großen Reform des finnischen Bildungssystems. Was? Mag man im Ausland vielleicht denken, ausgerechnet das so gute finnische Bildungssystem?

Ja! Denken sich die Finnen, denn sie wissen, dass wer sich nicht weiter entwickelt, nicht das Beste für sein Wertvollstes gibt - ihre Kinder und Jugendlichen, mit den vorhandenen Mitteln voranzubringen und das mit Spaß, ohne dass man schon unter Druck steht. 

Für das finnische Bildungsministerium ist klar, dass die digitale Veränderung unserer Lebenswelten in Schulen aufgegriffen werden muss und zum Nutzen der Lernenden herangezogen werden kann. Aber nicht eine mit krummen Rücken vor Rechnern sitzende Jugend ist das Ziel, sondern auch körperlich fitte und geistig bewegliche Kinder. Schule muss sich stärker nach außen öffnen, Bewegung in den Schulalltag integrieren und weniger Inhaltskataloge klassischer Fachdisziplinen zum Ausgangspunkt machen, als vielmehr die Kompetenzen der einzelnen Schülerinnen und Schüler. Eine Verstärkung des Lernens orientiert am phenomen-based-learning ist die Konsequenz und noch gibt es für eine Verbesserung der Lernergebnisse keine empirische Evidenz, wie Prof. Jari Salminen von der Universität Helsinki anmerkt. Diese Reform umzusetzen ist auch mit einer massiven Investition in die berufliche Fortbildung für die Lehrerinnen und Lehrer verbunden.

Ein guter Zeitpunkt sich aus deutscher Perspektive auf eine längere Forschungsreise nach Finnland zu machen und dort mit politisch Verantwortlichen, Forschenden zu sprechen und berufliche  Schulen und dortige Lehrer*innen zu besuchen.

Die Erläuterung der wesentlichen Aspekte der finnischen Reform übernahm dankenswerterweise Sari Turunen-Zwinger, die an der "Opetushallitus-Utbildningsstyrelsen", der finnischen Behörde für Erziehung, arbeitet. Sie hat Erfahrungen mit dem dualen System, weil sie kurze Zeit in Deutschland studiert und in Österreich mehrere Jahre gelebt hat und war für das Lehrlingswesen in Helsinki zuständig, ehe sie Verantwortung auf nationaler Ebene in Finnland übernommen hat.

Sie verdeutlicht, dass sich mit der Reform in Finnland die Berufsbildung der Erwachsenen mit der der Jugendlichen verbindet. Sie wird nun nur noch über ein Gesetz geregelt und wird stärker an den Individuen ausgerichtet, egal ob es sich um Qualifikationen auf EQF Ebene 4, 5 oder 6 handelt. Hierfür werden die vielfältigen Erfahrungen zur individuellen Kompetenzfeststellung aus der Erwachsenenbildung genutzt. Die derzeitigen 354 beruflichen Qualifikationsprofile (Deutschland hat, bei deutlich mehr Einwohnern und einem betrieblich ausgerichteten System sogar weniger) werden auf 164 reduziert, wobei diese auf 54 Grundberufen basieren. Eine anschließend weitere Spezialisierung basiert auf 3-5-jähriger Arbeitserfahrung mit Wahlmodulen zur Ergänzung der Qualifikation, die in der Schule oder im Betrieb erworben werden können.

Bereits in der beruflichen Erstausbildung soll der Lernort Betrieb so intensiv wie möglich auch bei der schulbasierten Ausbildung und nicht nur im Lehrlingsmodell genutzt werden. Durch die individualisierte Kompetenzfeststellung ist auch die Dauer der Ausbildung nicht mehr so eindeutig festgelegt, allerdings wird von ca. 3 Jahren ausgegangen. Das bedeutet aber auch, dass die Lernenden bereits früher in die Arbeit im Unternehmen wechseln können und dort einer bezahlten Tätigkeit nachgehen können (eine Entscheidung, der in Deutschland im Diskurs um Modularisierung zumindest von Gewerkschaftsseite immer kritisch gegenüber gestanden wurde, weil sie fürchteten, dass Jugendliche dann in einem Niedriglohnsektor verbleiben!)

Das betriebliche Lernen, das nun an Bedeutung gewinnen soll, wird aber dennoch von schulischer Seite gesteuert und soll in seiner Qualität auch von den Lehrerinnen und Lehrern an den beruflichen Schulen begutachtet werden.

Es bleiben aktuell Fragen offen, die sich aus deutscher Perspektive stellen:

Was soll die Betriebe zur Beteiligung motivieren, wenn sie keinen akuten Fachkräftemangel haben?

Wer hat dort die Kompetenz eine systematische Ausbildung zu gestalten?

Wie soll das in ländlichen Regionen funktionieren?

Bleiben dann die kostenintensiven schulischen Werkstätten dennoch erhalten, die doch für einen phenomenon-based-learning approach so wichtig und hilfreich sind?

Wie sollen die Schulen eine solche flexible individuelle Lernentwicklung begleiten, die an die Förderpläne in der deutschen Benachteiligtenförderung erinnern und dort mit multidisziplinären Teams entwickelt werden?

 

Gut, dass ich Gelegenheit hatte diese Fragen mit der Praxis in einem Seminar mit Leitern und Lehrern an beruflichen Schulen in Finnland in der darauffolgenden Woche zu diskutieren. Das Weiterbildungsseminar, organisiert von HY+, dem für Fortbildung zuständigen Institut der Universität Helsinki, wurde von Prof. Viveca Lindberg (mit der ich in meinem Forschungsaufenthalt  auf den Ålandinseln eng kooperiere) und Gabriella  Höstfält (beide Universität Stockholm) inhaltlich gestaltet. Es trug den Titel, passend zu einer meiner offenen Fragen: "Wie kann man an der Schule ein guter Supervisor (handledare) der betrieblichen Praxis sein? - Konsequenzen aus der Reform von 2018"

Die versammelten Berufsschullehrer*innen und Schulleiter*innen verdeutlichten, dass eine solche Umsetzung das Vorhandensein betrieblicher Ausbilder und Ausbilderinnen voraussetzt. Dass es sie nicht gibt, ist demzufolge ebenso ein Problem darstellt, wie die nun zu erreichende Flexibilität in der schulischen Unterrichtsgestaltung. Auch die Tatsache, dass nun von den Lernenden ein sehr hohes Maß an selbstständiger Lernsteuerung und Selbstdisziplinierung erwartet wird, sehen sie skeptisch. Wie diese Anforderungen aus der Politik ohne die Bereitstellung zusätzlicher Mittel bewerkstelligt werden können, bleibt für sie noch unklar. Dennoch sehen sie auch positive Aspekte in der Flexibilisierung.

In eine ähnliche Richtung gehen auch die Hinweise aus meinem Gespräch mit Annika Isacsson, an der Haaga Helia (University of applied science in Helsinki), zuständig für die pädagogische Ausbildung von Berufsschullehrkräften. Das Ausbildungscurriculum für die Lehrkräfte basiert auf einer hohen Selbststeuerung der angehenden Lehrerinnen und Lehrer. Da diese aber auch alle bereits über ein abgeschlossenes Studium in einem beruflichen Handlungsfeld und längere Arbeitserfahrungen verfügen, kommt das den Interessen und Fähigkeiten der Studierenden entgegen. Ein gleiches Maß an Selbststeuerung den Schülern in der Erstausbildung zuzutrauen, sieht Annika skeptisch. Sie stützt sich dabei auf Gespräche mit Eltern, deren Jugendlichen vielleicht an den Tagen zum selbstgesteuerten Lernen lieber auf dem heimischen Sofa Computerspiele machen, als sich in die Erwachsenenwelt eines Betriebes zu begeben, wenn sie dabei nicht intensiv begleitet werden können.

Es bleibt also interessant wie diese Reform in Finnland bezogen auf die berufliche Bildung wirkt. Allemal setzt der Staat viel Vertrauen in die Gestaltungsfähigkeiten seiner Lehrkräfte und die seiner nachwachsenden Generation.

Da mein Aufenthalt noch nicht abgeschlossen ist, freue ich mich auf weitere Einblicke an Schulen und Hochschulen in Tampere, Jyväskyla und im 450 km nordwestlich von Helsinki gelegenen Jakobstad.

Film zur Ausbildung von Berufsschullehrern in Finnland von Harri Keurulainen, JAMK University of Applied Sciences, Teacher Education College, Jyväskyla 2017

Reform of vocational upper secondary education in Finland 


Special Issue zur 2. Crossing Boundaries in VET-Conference erschienen

Im Nachgang zur internationalen Tagung „Crossing Boundaries in Vocational Education and Training: Social Dimension and Participation “ ist Ende November eine Special Issue bei dem International Journal für Research in Vocational Education and Training (IJRVET) mit den Herausgebern Prof. Dr. Franz Kaiser und Susann Krugmann veröffentlicht worden.

 

Die Tagung fand bereits im August 2017 statt. Im Fokus der Tagung stand die Förderung der Partizipation und sozialen Gerechtigkeit. Um der Konferenz einen entsprechenden inhaltlichen Rahmen zugeben, wurden Vertreter*innen aus verschiedenen Forschungsbereichen als Keynote eingeladen, die sich auf konzeptionelle Ideen und strukturelle Ansätze konzentrieren, die helfen, die Grenzen der demokratischen Gesellschaft mit gut ausgebildeten und selbstbewussten Mitarbeitern*innen sowie zur nachhaltigen Entwicklung zu überschreiten.

 

Die vorliegende Special Issue zur Crossing Boundaries-Konferenz beinhaltet die thematischen Schwerpunkte ihrer gehaltenen Vorträge und rückt noch einmal die soziale und partizipative Dimension in den Mittelpunkt der beruflichen Bildung. Als Keynotes konnten wir Sabine Pfeifer, Markus Neuenschwander und James Avis gewinnen.

 

Die Special Issue ist online hier verfügbar. 


Beitrag in der Reihe „Theorie und Geschichte der Erziehungswissenschaft“ veröffentlicht

Gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Göttingen und Magdeburg veröffentlicht Prof. Dr. Mathias Götzl einen ersten Beitrag im Rahmen des Forschungsprojektes „netzwerk-bwp“ in der Reihe „Theorie und Geschichte der Erziehungswissenschaft“ der Kommission Wissenschaftsforschung der deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE).

 

Unter dem Titel „Wendungen und Windungen in der Erziehungswissenschaft" beschäftigen sich die Autorinnen und Autoren des Bandes mit der Aufgabe, die Disziplin und ihre Geschichte hinsichtlich der ihr immanenten Serpentinen, Kurven, Kehrtwenden und Sackgassen zu befragen. Im Vordergrund dieser (Selbst-)Beobachtungen stehen Analysen disziplinärer Quellenbestände und Diskurse, die tatsächliche oder vermeintliche Veränderungen, Wenden, Paradigmenwechsel etc. empirisch abbildbar machen sollen.

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Erste Masterabsolventinnen und Masterabsolventen werden von der Universität Rostock feierlich verabschiedet

© 2018 | Universität Rostock | ITMZ

Am Freitag den 02.11.2018 fand im Universitätshauptgebäude die Entlassung der Studierenden statt.
 
Sieben Studierende der Berufspädagogik haben im Sommersemester 2018 ihr Studium erfolgreich abgeschlossen. In den kommenden Monaten werden sie den Vorbereitungsdienst an Beruflichen Schulen beginnen.
Für weitere Informationen zum Lehramt in Beruflichen Schulen und dem zugehörigen Studium an der Universität Rostock empfehlen wir dieses Video.


Berufsschulen fehlt Lehrer-Nachwuchs - Beiträge von NDR 1 Radio MV

Die Berufsschulen in Deutschland müssen bis zum Jahr 2030 rund 60.000 neue Lehrkräfte einstellen. Zu diesem Schluss kommt Bildungsforscher Klaus Klemm in einer Studie für die Bertelsmann-Stiftung. Fast die Hälfte der Berufsschullehrer geht bis dahin in den Ruhestand. Jede zweite dieser Stellen werde nicht besetzt werden können, wenn die Politik nicht schnell reagiere, so die Studie.

Der Bedarf an Berufsschullehrern steigt langsamer, dafür aber heftiger als der in anderen Lehrämtern. Diese Prognose gilt auch für Mecklenburg-Vorpommern. Im Durchschnitt sind Berufsschullehrer im Land 54 Jahre alt. Zwischen 30 und 50 Prozent dieser Lehrkräfte gehen bereits in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand. Das Land muss seiner eigenen Lehrerbedarfsprognose zufolge von 2020 an rund 80 Berufsschullehrer pro Schuljahr neu einstellen, um die Ruhestandswelle auszugleichen. Hinzu kommen steigende Schülerzahlen an den Berufsschulen.

Hier gelangen Sie zu dem Beitrag von NDR 1 Radio MV.

Institut für Berufspädagogik mit zwei Vorträgen auf der 20. gtw-Konferenz vertreten

Am 4. und 5.10.2018 fand an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg die 20. gtw-Herbstkonferenz der Arbeitsgemeinschaft „Gewerblich-Technische Wissenschaften und ihrer Didaktiken“ statt. Das ibp beteiligte sich an der Konferenz mit zwei Beiträgen in dem Forum "Berufliche Orientierung und technische Bildung". Der Frage nach der curricularen Verortung von Berufs- und Studienorientierung gingen Dr. Claudia Kalisch und Susann Krugmann in ihrem Vortrag „Berufliche Orientierung im Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik?“ nach. Dr. Philipp Struck referierte zum Thema „Gestiegene Bildungsaspirationen und die Folgen für gewerblich-technische Ausbildungsberufe“. Die gtw-Konferenz, welche nur alle zwei Jahre stattfindet, hatte sich in diesem Jahr dem Oberthema „Digitalisierung – Fachkräftesicherung – Lehrerbildung. Antworten der gewerblich-technischen Wissenschaften und ihrer Didaktiken“ verschrieben.

Mehr Informationen zur Tagung finden Sie unter: http://www.gtw-2018.ovgu.de/

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Erste Studierende haben Master erfolgreich abgeschlossen!

Erste Masterabsolvent*innen der Berufspädagogik verlassen erfolgreich die Universität und münden in die beruflichen Schulen des Bundeslandes

Die ersten Studierenden haben erfolgreich den Masterstudiengang Berufspädagogik für Gesundheitsberufe/Sozialberufe durchlaufen. Im September 2018 wurden sie geprüft, sodass in Kürze die ersten Masterzeugnisse der Berufspädagogik gedruckt werden können. Die Absolvierenden münden in verschiedene berufliche Schulen des Bundeslandes ein und beginnen ihren Vorbereitungsdienst für das Lehramt an beruflichen Schulen. Wir gratulieren den Absolvent*innen herzlich und wünschen Ihnen viel Erfolg für ihren weiteren Weg.


Presentation held at G.R.E.A.T. Conference 2018

Dr. Junmin Li and Prof. Mathias Pilz, the hosts of the conference
Franz Kaiser with the colleagues Mathias Pilz (Cologne), Michael Gessler (Bremen) and Christian Helms-Jørgensen (Roskilde)
Interested experts from 50 countries

Comparing educational systems in different countries is a challenge for research. To do so in the context of Vocational education encapsulates the risk of getting lost in research questions. Under the title “Lost in VET? Status Quo of and Perspectives on Comparative VET Research” international researchers and experts met on 13th and 14th September in Cologne for the 3rd G.R.E.A.T. conference. Prof. Dr. Matthias Pilz was very pleased to welcome more than 50 leading experts from all over the world. Prof. Dr. Franz Kaiser from ibp Rostock held a speech on the challenges of the Swedish VET system, which can be found below.

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„Berufswahlkompetenz und ihre Förderung – Evaluation des Berufsorientierungsprogramms BOP“ erschienen

In der Reihe „Berichte zur beruflichen Bildung“ des Bundesinstitut für Berufsbildung ist die Publikation „Berufswahlkompetenz und ihre Förderung – Evaluation des Berufsorientierungsprogramms BOP“ erschienen. Zu den vier Autoren des Forschungsberichts gehört auch Dr. Philipp Struck von der Universität Rostock.

Zur Stärkung der Berufsorientierung fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2008 das Programm zur „Berufsorientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbildungsstätten“ (BOP). Von 2013 bis 2017 wurde das Programm begleitend evaluiert. Im Zentrum der Evaluation stand die Frage, welche Wirkungen das BOP auf die Entwicklung der Berufswahlkompetenz der teilnehmenden Jugendlichen hat. Im hier vorliegenden Abschlussbericht der Evaluation werden alle zentralen Erkenntnisse der verschiedenen Erhebungsmodule zusammenfassend vorgestellt und interpretiert sowie Handlungsempfehlungen daraus abgeleitet.

Der Bericht kann hier heruntergeladen werden.


IBP mit vier Vorträgen auf Konferenz der deutschsprachigen Berufs- und Wirtschaftspädagog*innen vertreten

Foto: „The body of knowledge“ ein Kunstwerk des Spaniers Jaume Plensa, vor dem Veranstaltungsort. Auf dem neuen Westend Campus der Goethe Universität.

Vom 3.-5. September fand die Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik (BWP) der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) In Frankfurt statt. Das Programm brachte unterschiedliche Perspektiven berufsbildungsbezogener Forschung zusammen und reichte von Symposien zur Berufsschullehrkräftebildung, Berufsorientierung, sozioökonomischen Bildung, Kompetenzmessung, Geschichte, Berufsbildungstheorie bis zur Wirtschaftsethik. Abstracts zum Programm finden Sie hier.

Prof. Götzl präsentierte dort gemeinsam mit Kolleg*innen der Universitäten Magdeburg, Göttingen, Marburg und Kiel sowohl Forschungen zur Entstehungsgeschichte der Wissenschaftsdisziplin als auch die Ergebnisse einer empirischen Studie zu Einstellungen zu Inklusion von Lehrkräften an berufsbildenden Schulen. Susann Krugmann stellte erste Forschungsbefunde aus dem Projekt SELFIE vor, die einen Einblick in den Stand der Berufsorientierung in M-V zeigten und die Einschätzungen der dort eingesetzten Lehrkräfte. Prof. Kaiser organisierte gemeinsam mit Thilo Ketschau (Universität Dortmund) ein Symposium zu „Emanzipation und Gesellschaftskritik als Momente der Berufsbildung“ in dem sie auch gemeinsam einen Vortrag zur Kritisch-emanzipatorischen Berufsbildungstheorie als Widerspruchsbestimmung von Nützlichkeit und Emanzipation beruflicher Bildung hielten.

 

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Call for Papers: Retrospektiven, Perspektiven & Synergien einer Historischen Berufsbildungs- & Wissenschaftsforschung

02. – 04. September 2019, Universität Rostock

Veranstalter: Franz Kaiser & Mathias Götzl

 

Wissenschaftliche Disziplinen etablieren sich durch einen Entwicklungsprozess von forschenden Erkundungen einzelner Personen hin zu Erkenntnisgemeinschaften. Dieser Prozess erfolgt im Wechselspiel von gesellschaftlich- historischer Praxis, wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn und politischer Durchsetzung. Eine Aufgabe etablierter wissenschaftlicher Disziplinen ist es, sich ihrer Grundlagen zu vergewissern. Für die (Allgemeine) Erziehungswissenschaft geschieht dies vornehmlich in der Kommission Wissenschaftsforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). In der erziehungswissenschaftlichen Teildisziplin Berufs- und Wirtschaftspädagogik (BWP) erfolgt diese Selbstvergewisserung bislang allenfalls sporadisch.

Die Auseinandersetzung mit der disziplinären Entwicklung sowie der inneren und äußeren Differenzierung der BWP als erziehungswissenschaftliche Teildisziplin mutet auf der einen Seite erst einmal selbstreferenziell und eng an. Auf der anderen Seite eröffnet die BWP mit ihrer vielgestaltigen Theorie-, Referenz- und Forschungslandschaft sowie den darin enthaltenen Schulen und paradigmatischen Orientierung reichhaltige Perspektiven und ggf. Synergien für historisch und empirisch arbeitende Erziehungswissenschaftler*innen. Zudem gibt die Aufarbeitung der disziplinären Geschichte Hinweise für die Weiterentwicklung der Forschung und Lehre und deckt ihre Verwobenheit mit Wirtschaft und Politik auf.

Für diese vielfältigen Perspektiven möchten wir auf unserer Tagung einen Kommunikationsraum bereitstellen und Kolleg*innen der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik wie der Kommission Wissenschaftsforschung aller paradigmatischen Orientierungen einladen, diesen Raum mit uns zu teilen und mit offenen, anregenden und Perspektiven erweiternden Diskursen zu füllen sowie Synergien einer potentiell fruchtbringenden Verbindung dieser beiden Forschungsnetzwerke auszuloten.

Herzlich willkommen sind Beiträge

  • zur wissenschaftlichen Erschließung und Bearbeitung des Forschungsfeldes aus der Perspektive der (historischen) Berufsbildungs- und Wissenschaftsforschung
  • zur Entstehung, Entwicklung und zum Selbstverständnis der BWP
  • zur erkenntnistheoretischen resp. paradigmatischen Entwicklung und zu epistemologischen Positionen innerhalb der Disziplin
  • zur Theoriebildung und -entwicklung in der BWP
  • zur methodischen Entwicklung und Forschungspraxis der BWP
  • zum Zusammenhang von gesellschaftlicher Veränderung und Diskurslinien der Disziplin und
  • zu hochschuldidaktischen Lehr-Lern-Settings, welche ideen- und realgeschichtliche Problemstellungen vor dem Hintergrund der Verbindung von Historischer Berufsbildungs- und Wissenschaftsforschung sowie der Entwicklung des Selbstverständnisses und der Genesis der BWP beleuchten.

Keynotes 

  • Holger Reinisch (ehem. Friedrich-Schiller-Universität Jena)
  • Katharina Vogel (Georg-August-Universität Göttingen)

Als Format werden Einzelbeiträge in einem Umfang bis 30 Minuten Präsentationszeit mit einer anschließenden Diskussionszeit von bis zu 30 Minuten angeboten. Darüber hinaus ist u. a. eine Podiumsdiskussionen geplant.

Beiträge sind als Abstract mit maximal 2.500 Zeichen inkl. Leerzeichen einzureichen. Eine Veröffentlichung ausgewählter Beiträge im Anschluss an die Tagung in einem Sammelband ist geplant. Bitte senden Sie Ihre Abstracts bis zum 1. Feb. 2019 an mathias.goetzl@uni-rostock.de. Bitte geben Sie zudem im Zuge der Einreichung Ihres Abstracts an, ob Sie an einer Veröffentlichung Ihres Beitrags im Sammelband interessiert sind. Passive Teilnehmer*innen melden sich bitte ebenfalls bis zum 1. Feb. 2019 per E-Mail an.

Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben.

 

Veranstaltungstermin und -ort:

02. – 04. September 2019, Hauptgebäude der Universität Rostock, 18055, Universitätsplatz 1

Wir freuen uns auf Ihr Kommen und Ihre Beiträge!

Der Call for Papers kann hier heruntergeladen werden.

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Promovendin am Institut für Berufspädagogik erhält Stipendium

Promotionsprojekt von Katja Brandt, Doktorandin bei Prof. Dr. Franz Kaiser, diskutiert das Verhältnis beruflicher und akademischer Bildungs- und Zuschreibungsprozesse aus Lebenslauforientierter Perspektive

Einkommen und Auskommen sowie soziale und kulturelle Teilhabe eines Menschen stehen in Deutschland in engem Zusammenhang mit der Bewertung seiner Bildung durch berufliche und akademische Berechtigungs-und Bildungseinrichtungen. Das hierarchisch aufgebaute Bildungs-und Zertifizierungssystem ist nicht nur Zwischeninstanz für die Verteilung von Lebenschancen sondern attestiert ganz nebenbei von oben nach unten ganzen Bevölkerungs-und Berufsgruppen die „Bildungsferne“. Inwieweit diese Mechanismen der staatlichen Legitimierung kultureller Wertestandards soziale Ungleichheit reproduziert, wird innerhalb des Promotionsprojekts von Katja Brandt, Doktorandin bei Prof. Dr. Franz Kaiser, diskutiert um darauf aufbauend das Verhältnis beruflicher und akademischer Bildungs-und Zuschreibungsprozesse aus Lebenslauforientierter Perspektive zu analysieren.

„Bildungsabstieg? Lebensverläufe im intergenerationellen Vergleich – Eine qualitative Untersuchung im Kontext beruflicher und akademischer Bildung“ lautet der Titel ihrer Dissertation für deren Bearbeitung sie seit Sommer 2018 für die kommenden zwei Jahre ein Stipendium der gewerkschaftsorientierten Hans-Böckler-Stiftung (HBS) erhält.

Die Stiftung engagiert sich in der Mitbestimmungsförderung und der Studienförderung von jungen Menschen aus sozial benachteiligten Hintergründen, gewerkschaftlich Engagierten und fördert Promotionen und Forschungsprojekte zu bildungspolitischen Themen und aus dem Bereich der Arbeitswelt. Prof. Kaiser ist seit 2017 Vertrauensdozent der HBS und betreut Stipendiatinnen und Stipendiaten am Studienstandort Rostock.


Engagement der Unternehmen in den Schulen als Beitrag zur Verbesserung der Übergänge stärken - Einblick in die Aktivitäten im Vereinigten Königreich

Dr. Philipp Struck, Dr. Andrea Laczik und Prof. Dr. Kaiser über den Dächern von Oxford
Prof. Dr. Franz Kaiser, Dr. Philipp Struck und Prof. Dr. Thomas Deißinger vor dem House of Lords in London

Vortrag von Prof. Dr. Franz Kaiser und Dr. Philipp Struck auf der internationalen Konferenz zum unternehmerischen Engagement in Erziehung und Ausbildung in London

Unweit des Parlamentsgebäudes an der Themse fand am 5. und 6. Juli in London die internationale Konferenz zum unternehmerischen Engagement in Erziehung und Ausbildung statt. Gefördert aus Mittel des britischen Wirtschaftsministeriums und einer Vielzahl von privaten Stiftungen und Initiativen widmet sie sich wesentlich der Stärkung des Engagements von Unternehmen für die Entwicklungsmöglichkeiten junger Menschen im Übergang von Schule in den Arbeitsmarkt. Beteiligt waren neben politischen Stakeholdern und Stiftungen, Unternehmensleitungen, Wissenschaftler*innen, Schulleitungen und Lehrer*innen sowie Medien.

Mit einem Bericht aus Deutschland, der insbesondere die Problematik der steigenden Bildungsaspiration Jugendlicher mit Realschulabschluss thematisierte, war das Institut für Berufspädagogik durch Prof. Dr. Franz Kaiser und Dr. Philipp Struck auf der Konferenz vertreten (s. Präsentation unten). Die deutsche Situation traf bei den Anwesenden auf großes Interesse, gilt doch das deutsche System auch hier als das System der beruflichen Bildung von dem man aus britischer Perspektive lernen kann.

Beide konnten auf Einladung von Frau Dr. Andrea Lazcik am Vortrag der Konferenz die besondere Situation der beruflichen Bildung in England bei einem Besuch an der Universität Oxford vordiskutieren und dabei Einblick in das Collegesystem einer der bekanntesten Universitäten der Welt nehmen.

Hier kann die Präsentation heruntergeladen werden.

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Lernfeldorientierte Curricula entwickeln – Berliner BerufsschullehrerInnen präsentieren Entwicklungsprojekt zu Kaufleuten für Büromanagement

Am vergangenen Mittwoch fand in Berlin die Abschlusstagung des „Netzwerk Kaufmann/-frau für Büromanagement (KABUENET)“ der Berliner Oberstufenzentrum in Kooperation mit dem Hamburger Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik mit ca. 120 Teilnehmenden statt. Die Einführung des neuen Büroberufs, der eine Fusion aus drei zuvor vorhanden Ausbildungsberufen im Jahr 2013 markierte, war der Anlass für die Berliner Senatsverwaltung an den Berliner Schulen eine gemeinsame Entwicklung der schulischen Curricula zu fördern und so Synergien an den Standorten zu nutzen, die den Beruf sowohl in dualer Form mit betrieblichen Partnern, als auch vollzeitschulisch anbieten. Die Tagung zeigte den Erfolg des Modellprojekts, der sich in der gemeinsam Entwicklung eines virtuellen Unternehmens mit allen dazu gehörigen Prozessen und Dokumenten niederschlug, wie in der gemeinsamen Verständigung auf Bildungsziele und deren Umsetzung in Lernsituationen im Unterricht, die vor dem Hintergrund einer systematischen Analyse des Rahmenlehrplans und einer Kompetenzmatrix entwickelt werden. Es waren über 70 Lehrkräfte an dem Projekt beteiligt, das von dem Team um Prof. Tade Tramm aus Hamburg begleitet, nun seine Ergebnisse und Materialien vorstellte.

Um auch den Blick von außen auf diese Entwicklungen einzuholen, waren Prof. Buschfeld und Prof. Neave-Stoß (beide Köln) und auch Prof. Franz Kaiser aus Rostock eingeladen, der in den Jahren 2012/13 diesen größten Ausbildungsberuf des dualen Systems, gemeinsam mit seinem Kollegen Martin Elsner am BIBB mit entwickelt hatte. In seinem Vortrag verdeutlichte er die Vorgehensweise bei der Ordnungsentwicklung, verglich das neu entstandene Berufsprofil mit anderen kaufmännischen Berufen anhand quantitativer Analysen und stellte Fragen hinsichtlich der erfolgreichen Implementierung des Ausbildungsberufs und der Curriculumentwicklung an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Es wurde deutlich, dass der neu geschaffene Beruf von den Betrieben gut angenommen wird und diese die Lernfeldorientierten Curricula an den Schulen sehr begrüßen. Zugleich wird aber auch klar, dass berufliche Schulen eine gemeinsame Entwicklung der schulischen Curricula zur permanenten Aufgabe machen müssen und dies auch Konsequenzen für die Schul- und Personalentwicklung hat.

Die Folien zum Vortrag von Prof. Kaiser finden Sie hier.


Prof. Dr. Franz Kaiser and Prof. Dr. Mathias Götzl joined the 7th Stockholm International Conference on Vocational Education and Training

‘The Strength of Theme Centered Interaction (TCI) for Vocational Education’ (Franz Kaiser)
‘The Academic Professionalization of Business Education as a Science – A Collective Biographical and Network-Analytical Study of Discipline Formation in the German-speaking Area in the 20th Century’ (Mathias Götzl)

On the 7th and 8th of May 2018 the 7th Stockholm conference on Vocational Education and Training took place in Stockholm. In addition to scientists from Denmark, England, Estonia, Finland, France, Malaysia, Norway, South Africa, Spain, Sweden, Switzerland, Taiwan, USA etc., Prof. Dr. Franz Kaiser and Prof. Dr. Mathias Götzl from the Institute for Vocational Education at the Faculty of Philosophy at the University of Rostock were also invited. Prof. Dr. Franz Kaiser has devoted his presentation to the topic ‘The Strength of Theme Centered Interaction (TCI) for Vocational Education’ and Prof. Dr. Mathias Götzl spoke about ‘The Academic Professionalization of Business Education as a Science’.

The presentations can be found here: 

‘The Strength of Theme Centered Interaction (TCI) for Vocational Education’ (Franz Kaiser)

‘The Academic Professionalization of Business Education as a Science – A Collective Biographical and Network-Analytical Study of Discipline Formation in the German-speaking Area in the 20th Century’ (Mathias Götzl)

 


„Auf Fehleranfälligkeit automatisierter Prüfungsauswertung hingewiesen!“

Im Zusammenhang mit der aktuellen Überarbeitung des Prüferhandbuchs der beruflichen Bildung ist ein Beitrag unter Beteiligung von Prof. Kaiser, gemeinsam mit erfahrenen Prüfer*innen in der aktuellen Ausgabe der BWP unter dem Titel „Fehler im System“ erschienen. Er verdeutlicht, dass automatisierte Korrektursysteme nur als Assistenzsysteme zu verstehen sind, die den rechtlich verantwortlichen, jeweiligen Prüfungsausschuss der Kammer nicht von der Pflicht befreien, die Bewertung der Lösungen zu beurteilen.


Forschungsvorhaben zur grenzüberschreitenden Ausbildungsmobilität auf DGfE-Kongress vorgestellt

Das ibp-Team nahm am diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften teil, der vom 19. bis 21. März 2018 in Essen stattfand. Vom Organisations- und Reviewteam im Vorfeld angenommen wurde die Arbeitsgruppe „Gehen oder bleiben? Regionale und transnationale Bewegungen am Übergang Schule-Beruf“, die von Dr. Claudia Kalisch geleitet und moderiert wurde. Hier kamen erstmals Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen zusammen, die zu diesem Thema forschen. Sandra Fahle stellte ihr Forschungsvorhaben zur grenzüberschreitenden Ausbildungsmobilität von Polen nach Mecklenburg-Vorpommern vor. Weitere Informationen finden Sie auf der Kongressseite und im Veranstaltungsprogramm.


Projekt SELFIE: Forschungswerkstatt mit Dr. Katja Driesel-Lange und Einladung an die IHK zu Schwerin

Am 1. März 2018 traf sich das SELFIE-Projektteam mit Dr. Katja Driesel-Lange (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) zum gemeinsamen Austausch über aktuelle Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in den Themenfeldern zu Berufswahlforschung und schulischer Berufs- und Studienorientierung. Dr. Katja Driesel-Lange forscht bereits seit vielen Jahren auf diesem Gebiet und war unter anderen an der Entwicklung des „Thüringer Berufswahlkompetenzmodells“ beteiligt. Letzteres liegt auch der Verwaltungsvorschrift zur Berufs- und Studienorientierung Mecklenburg-Vorpommerns zugrunde.

Am 2. März folgten Dr. Katja Driesel-Lange und Dr. Claudia Kalisch einer Einladung der IHK zu Schwerin: Als Gastrednerinnen setzen sie Impulse beim Frühjahrstreffen der Schulleiter*innen und Lehrer*innen zu Fragen einer „zeitgemäßen Berufs- und Studienorientierung“ sowie zur Aus- und Fortbildung in diesem schulischen Handlungsfeld. In ihrem Vortrag verdeutlichte Dr. Claudia Kalisch, dass Berufs- und Studienorientierung eine gesamtschulische Aufgabe sei, die nicht ausschließlich in einzelnen Fächern (z.B. AWT) verankert werden könne. Zudem gab sie einen Einblick in die universitäre Aus- und Fortbildung von Lehrer*innen im Themenfeld Berufs- und Studienorientierung und verwies auf Errungenschaften sowie bevorstehende Herausforderungen.


Berufsschullehrer: Offensive gegen den Mangel gefordert

"Berufsschullehrer haben ein Statusproblem – trotz ­anspruchsvollem Studium“, sagt Prof. Franz Kaiser vom Institut für Berufspädagogik an der Uni Rostock.

In den kommenden zehn bis 15 Jahren gehen fast 50 Prozent der Berufsschullehrer in Ruhestand und schon heute herrscht im gewerblich-technischen Bereich Lehrermangel.

(Hierbei handelt es sich um eine Wiedergabe des am 2.Februar in der Deutschen Handwerks Zeitung erschienen Artikel von Barbara Oberst. Online kann dieser hier eingesehen werden.)

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt international als vorbildlich - doch das Bild hat einen Knacks bekommen. Zu wenige Studierende wollen Berufsschullehrer werden und schon heute herrscht Lehrermangel. Dabei geht in den nächsten Jahren fast die Hälfte aller Berufsschullehrer in Ruhestand.

Prof. Franz Kaiser leitet an der Universität Rostock das Institut für Berufspädagogik und engagiert sich mit dem Stifterverband dafür, den Beruf des Berufsschullehrers wieder attraktiver zu machen.

DHZ: Herr Prof. Kaiser: Sie fordern zuallererst Marketingmaßnahmen, um dem Lehrerengpass zu begegnen. Warum?Kaiser: Berufsschullehrer haben ein Statusproblem. Sie absolvieren ein sehr anspruchsvolles Studium, das dem eines Ingenieurs entspricht; dazu ein volles Lehramtsstudium mit einem zweiten, allgemeinbildenden Fach; plus zwei Jahre Referendariat und mindestens zwölf Monate berufliche Praxis. Trotzdem liegt ihr Ansehen – und ihr Verdienst – deutlich unter dem des Ingenieurs.

DHZ: Hoher Aufwand für weniger Geld und schlechteres Ansehen – was spricht für die Berufswahl? Kaiser: Der Beruf ist sehr vielfältig. Die Lehrer sind für verschiedene Schularten zuständig, von Handwerksazubis bis zu Gymnasiasten und Technikern können sie alle unterrichten. Sie arbeiten in einem sehr dynamischen Umfeld, ihr Stoff verändert sich mit dem Stand der Technik. Wir müssen diejenigen motivieren, die gleichzeitig technisches Interesse haben und Freude daran, junge Menschen zu begleiten.

DHZ: Wie wollen Sie sie gewinnen?
Kaiser:
 Zunächst braucht es ein zentrales, bundesweites Informationsportal, um das Berufsbild bekannter zu machen. Hier müssen die Kultusministerien an einem Strang ziehen, ebenso die Wirtschaftsverbände. Auch finanzielle Anreize sind nötig, sowohl für grundständig Studierende als auch für Seiteneinsteiger.

DHZ: Seiteneinsteiger sind allerdings nicht unumstritten.
Kaiser:
 Ja, das ist nicht einfach. Ingenieure haben zwar das Fachwissen, nicht aber die didaktischen Kenntnisse. Die sind unverzichtbar. Es ist eine Kunst, theoretische und fachliche Grundlagen zu vermitteln, in immer heterogeneren Klassen.

DHZ: Wäre ein Seiteneinstieg für Handwerksmeister denkbar?
Kaiser:
 Theoretisch ja. Der Meister berechtigt sie zum Studium. Es gäbe aber keinen Schnellweg, weil sie im Lehramt an beruflichen Schulen anderes Wissen benötigen. Sie müssen den Bachelor machen und weiter studieren. Vielen dauert das zu lange.

DHZ: Aber auch grundständig Studierende brauchen insgesamt 7,5 Jahre, bis sie sich Berufsschullehrer nennen dürfen.
Kaiser:
 Deswegen ist es eine Frage der Dringlichkeit, jetzt in systematischen Modellversuchen zu testen, ob und wie sich die Berufsschullehrerschaft sinnvoll differenzieren lässt. Denkbar sind berufsbegleitende Nachqualifikationen für Seiteneinsteiger; es ist auch fraglich, ob wir am Konzept des Breitbandberufs festhalten können. Ich halte zwar viel davon, wenn die allgemeinbildenden Fächer vom Fachlehrer unterrichtet werden, denn Gymnasiallehrer tun sich oft schwer mit der Lernfeldorientierung. Wenn aber die Kombination allgemeinbildendes Fach plus Ingenieursstudium die Hürde für Nachwuchskräfte zu hoch setzt, müssen wir andere Wege versuchen.

DHZ: Warum kommt dieser Vorstoß vom Stifterverband, also der Wirtschaft?
Kaiser:
 Es ist ein Appell an die Politik. Berufsbildung ist in der Wahrnehmung der Kultusministerien und auch bei den Eltern ein Randbereich. Die Berufsschullehrer sind aber ganz entscheidend für die Qualität der Ausbildung und damit für die Qualität der deutschen Wirtschaft. 

 

Weitere Informationen zur Berufsschullehrerinitiative finden Sie hier. Das Positionspapier mit ausführlichen Erläuterungen lässt sich hier downloaden.

Zwölf Forderungen für ein besseres Berufsschullehramt Für den Stifterverband - einem Zusammenschluss aus Wirtschaft und Stiftungen - überreichte Kaiser der Kultusministerkonferenz ein Positionspapier. Darin hat das Innovationsnetzwerk Lehramt Berufsbildende Schulen zwölf zentrale Forderungen gestellt, die helfen sollen, den Lehrkräftenachwuchs zu sichern:

  1. Imagekampagne aufsetzen: Unterricht für die Fachkräfte von morgen
  2. Zentrales, bundesweites Informationsportal einrichten und pflegen
  3. Monetäre Anreize und verlässliche Finanzierungsmodelle für das Lehramtsstudium (in Mangelfächern) schaffen
  4. Berufspraktische Tätigkeit organisatorisch in das Studium eingliedern
  5. Kopplung von großer beruflicher Fachrichtung und einer fachaffinen, kleinen Fachrichtung flächendeckend ermöglichen
  6. Berufsbegleitendes Studium ermöglichen
  7. Geregelte Quereinstiegsmaster für Ingenieure flächendeckend anbieten
  8. Eine neue Form des Fachlehrers (Typ 5b) mit strukturell angelegter Weiterbildung zum Studienrat schaffen
  9. Referendariat und Masterstudium eng verzahnen und die Ausbildungsdauer signifikant reduzieren
  10. Studiengänge neu ausrichten, um Professionsbezug zu schaffen
  11. Innovative Ansätze gezielt fördern
  12. Berufliche Bildung politisch stärken

Erste Studierende haben Bachelor erfolgreich abgeschlossen!

Die ersten Studierenden haben den Bachelorstudiengang Berufspädagogik mit verschiedenen Fächerkombinationen durchlaufen. Im Januar 2018 wurden sie erfolgreich geprüft, sodass in Kürze die ersten Bachelorzeugnisse der Berufspädagogik gedruckt werden können. Die Absolvierenden schließen direkt den konsekutiven Masterstudiengang an. Auch im neuen Masterstudiengang Berufspädagogik für Gesundheitsberufe/Sozialberufe strebt die erste Kohorte im kommenden Sommersemester den Abschluss an und wird im Anschluss in den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an beruflichen Schulen einmünden.


Ringvorlesung schließt mit Vortrag zur Berufsbildung in Finnland ab

Am 4. Januar hatte das Institut für Berufspädagogik Frau Prof. Dr. Vivecca Lindberg von der Universität Göteborg in Schweden zu Gast. Prof. Lindberg hielt einen Vortrag zu:

Vocational Education and training in Finland and Sweden – a comparison, with a complementary comment on VET in the Åland Islands.

Die Folien sind in deutscher Sprache hier zu finden. Der Beitrag von Prof. Lindberg, die auf den finnischen Ålandinseln lebt, kann auf eine Fülle von Erfahrungen im schwedischen und finnischen Berufsbildungssystem zurückblicken und verdichtete diese in einem historischen Rückblick auf beide Ländersysteme. Sie schloss die Vortragsreihe der Ringvorlesung zu „Systemen der beruflichen Bildung“ ab, die einen breiten Einblick in unterschiedliche Systemdimensionen (Übergangssystem, Demografischer Wandel, Prüfungssystem, Betriebliche Berufsbildung, Wissenschaftsgenese etc.) lieferte und an der sich eine Vielzahl externer Berufsbildungsforscher beteiligte.