Aktivitäten des Instituts 2020

Berufspädagogische Studiengänge akkreditiert

Die Akkreditierung der berufspädagogischen Bachelor- und Masterstudiengänge, die auf das Lehramt an beruflichen Schulen vorbereiten, wurde am 10. Februar 2020 dem Institut für Berufspädagogik an der Universität Rostock erteilt.

Die Studiengänge:

-          Bachelor Berufspädagogik

-          Master Berufspädagogik

-          Master Berufspädagogik (Gesundheitsberufe/Sozialberufe).

entsprechen somit nicht nur den internen Vorgaben und Standards der Universität Rostock, sondern auch den Vorgaben der Kultusministerkonferenz für Bachelor- und Masterstudiengänge. Die interne Akkreditierung ist bis zum 30. September 2025 gültig. Das Ergebnis der Akkreditierung wird in die Datenbank des Akkreditierungsrates überführt und ist damit bundesweit anerkannt.

Dem Ergebnis war ein aufwändiger Prozess der externen Begutachtung seit 2017 vorangegangen, an dem nicht nur fünf Professor*innen aus dem Feld der Berufspädagogik und der beruflichen Didaktik beteiligt waren sondern darüber hinaus auch ein Berufsschullehrer und Studierende. Wir bedanken uns für das Engagement bei allen Beteiligten und freuen uns über den erfolgreichen Ausgang.


Masterstudierende in der Abschlussprüfung erfolgreich! – Übergang ins Referendariat gewiss

Am 25. Februar haben weitere fünf Studierende den Masterstudiengang Berufspädagogik für Gesundheit und Soziales abgeschlossen.

Ihre Abschlussarbeiten widmeten sich den Themen „Mentoring“, „Peer learning und soziale Kompetenzentwicklung“, „Berufsausbildung im Justizvollzug“ sowie „Einstellung zur Ausbildung in Deutschland von Auszubildenden aus Polen“.

Wir gratulieren herzlich und freuen uns, dass alle Absolventinnen bereits eine Zusage für den Übergang ins Referendariat in Mecklenburg-Vorpommern haben. Wir bedanken uns für den fruchtbaren gemeinsamen Lernprozess und wünschen Ihnen alles Gute!


Rückblick auf den Tag des Fachmentorings am 27.02.2020

Das Ende des ersten Schulhalbjahres stellt einen passenden Moment für eine Bestandsaufnahme und einen umfassenden Austausch im Mentor:innenprojekt dar, das im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung des BMBF und des Landesprojektes Lehren in M-V gemeinsam mit dem Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) umgesetzt wird. Für den fächerübergreifenden Austausch hat das Institut für Berufspädagogik (ibp) gemeinsam mit der Fachdidaktik Biologie am 27. Februar 2020 den „Tag das Fachmentorings“ ausgerichtet. Insgesamt waren 47 Mentor*innen aus neun verschiedenen Fachbereichen eingeladen.

Das Institut für Berufspädagogik hat für den inhaltlichen Austausch den Kreis der Beteiligten zusätzlich erweitert. Neben den Mentor*innen aus den Fachbereichen Agrarwirtschaft und Metalltechnik waren auch externe Referenten und Studierende der Berufspädagogik mit vor Ort.

Um die Begleitung der Studierenden während der Praxisphasen/ Praktika zu verbessern, wurde der Austausch mit den Mentorinnen und Mentoren gesucht. Zusammen wurden die bestehenden Strukturen und auch die jeweiligen Praktika-Aufträge in den berufspädagogischen Kontext gesetzt und kritisch geprüft. Auf Seiten der Schulen besteht momentan eine große Zufriedenheit mit dem Verlauf der Praxisphasen, die insbesondere auf die hohe Motivation der Studierenden zurückgeführt wurde. Um diese Motivation hoch zu halten und gleichzeitig dem viel zitierten „Praxisschock“ vorzubeugen, soll die Zusammenarbeit zwischen dem ibp, den Fachdidaktiken der Erstfächer und auch den Schulen und Mentor*innen weiter intensiviert werden. Eine erste Möglichkeit dazu ergab sich durch den Austausch zu fachdidaktischen Ansätzen in der Lehre, den alle Beteiligten als notwendig, aufschlussreich und sehr hilfreich einschätzten.

Das Projektteam des ibp freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit den Mentorinnen und Mentoren und auf die vielseitigen Möglichkeiten, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden.

Hier kommen Sie zur Projektseite.


Meilenstein für die Berufliche Orientierung an Schulen in MV erreicht!

Mit der feierlichen Übergabe umfangreicher Schul- und Unterrichtsmaterialien für die Berufliche Orientierung ist am 11. März 2020 ein wesentlicher Meilenstein bezüglich der Professionalisierung der pädagogischen Arbeit an Schulen in Mecklenburg-Vorpommern erreicht worden.
Das Konzept sowie die Materialien, die den Titel „Mission ICH“ tragen, sind im Rahmen eines dreijährigen Kooperationsprojektes mit 12 Schulen des Landes entwickelt worden. Die Projektleiterin, Dr. Claudia Kalisch, bedankte sich bei allen beteiligten Lehrkräften, Schulleitungen sowie Vertreter*innen des Bildungsministeriums und des IQ M-V für ihr außerordentliches Engagement bei der Konzept- und Aufgabenentwicklung sowie bei der Erprobung der Materialien in den Jahrgangsstufen 7, 8 und 9.
In Zukunft sollen die „Mission ICH“-Materialien an allen Schulen des Landes zum Einsatz kommen.
Weitere Informationen finden Sie hier: Projekt „SELbsterkundung und Förderung individueller Entscheidungen in der schulischen Berufsorientierung (SELFIE)" sowie den entwickelten Materialien „Mission ICH“.


Die Universität stellt vorübergehend den Betrieb ein

Auf der Grundlage des Beschlusses des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern vom 13. März 2020 stellt die Universität Rostock ab sofort bis einschließlich 13. April den regulären Betrieb ein. Der Vorlesungsbeginn für alle Studierenden wird auf den 20. April 2020 verschoben. Die Universitätsmedizin Rostock ist davon nicht betroffen.


Aktuelle Regelungen für die Zeit der Corona bedingten Schließung der Universität Rostock

Aktualisierte Informationen des Rektorats finden Beschäftigte und Studierende der Universität im Intranet der Universität Rostock (Startseite-Schnelleinstieg-Beschäftigte/Intranet).

Digitale Lehre

Das ZLB stellt im Intranet eine Handreichung für die Orientierung im Feld digitaler Lehre bereit und informiert weitergehend über Tools zur digitalen Lehre. Wir bitten alle Lehrenden, sich für den Fall eines (partiell) digitalen SoSe20 mit digitalen Lehr- und Lernformen vertraut zu machen.

Regelung für die Fristen und Abgabe schriftlicher Modulabschlussarbeiten:

In Umsetzung des Rektoratsentscheids vom 17.3. gelten ab dem 18.3. folgende geänderte Regelungen für die Abgabefristen und für den Abgabemodus schriftlicher Modulprüfungsleistungen außer Klausuren (Hausarbeiten, Essays, Berichte, u.ä.):

  • Die Fristen verschieben sich um den Zeitraum der Aussetzung des Lehrbetriebes, vorerst also um 35 Tage. Wenn beispielsweise der Abgabetermin für eine Arbeit der 30.3.2020 war (Hausarbeit regulär mit Achtwochenfrist), ist dieser nun hinfällig. Der neue vorläufige Abgabetermin ist der 4. Mai.
     
  • Die Abgabe schriftlicher Arbeiten erfolgt elektronisch im PDF-Format mit einem standardisierten Betreff/Dateinamen. Dieser Betreff/Dateiname lautet immer: Nachname Student*in, Modulname, Nachname Lehrperson, Semester. Die Arbeiten werden via E-Mail direkt an die betreffenden Lehrenden geschickt. Studierende können ihre Arbeiten natürlich auch vor dem Abgabetermin einreichen.
     
  • Sobald der Lehrbetrieb wieder läuft und die Unigebäude geöffnet sind, ist ein unveränderter Ausdruck der elektronisch eingereichten Arbeit bis zum Ablauf der Frist bei den üblichen Stellen/Prüfungsämtern in Papierform einzureichen.
     
  • Studienabschlussarbeiten (BA-, MA-Arbeiten, wissenschaftliche Hausarbeit im Staatsexamen) werden nach wie vor beim Prüfungsamt eingereicht. Hier gilt bis auf Weiteres ebenfalls das Doppelverfahren: elektronisch und spätestens zur Abgabefrist in Papierform.

Informationen zu Prüfungsangelegenheiten

Die Mitarbeiterinnen des Prüfungsamts sind zwar via Email erreichbar, haben aber derzeit nur einen beschränkten Zugriff auf die Daten und sind daher nur eingeschränkt arbeitsfähig.

Bis zum 14.04.2020 ist es aufgrund der Schließung der Universität nicht möglich, folgende Tätigkeiten für die Studierenden auszuführen:

  • Prüfungsleistungen im Prüfungsverwaltungssystem buchen
  • Bescheinigungen bzw. Zeugnisse ausstellen

Die entsprechenden Angaben werden in jedem Fall nachgetragen, auch wenn bereits eine Exmatrikulation angezeigt wird.  Diese Regelung gilt auch für Prüfungen bzw. die Verteidigung von Abschlussarbeiten.

Für Ihre Fragen zu Prüfungsangelegenheiten, insbesondere in Härtefällen, sind die Studien- und Prüfungsbüros per E-Mail erreichbar. Da im Moment sehr viele Anfragen eingehen, bitten wir Sie um Verständnis, dass die Antworten nicht in allen Fällen sofort geschickt werden können.

1. Staatsexamen: Verschiebung von Fristen (Lehrerprüfungsamt)

Erste Staatsprüfung

Der Termin für das Nachreichen des Nachweises über das ordnungsgemäße Studium sowie der aggregierten Modulnoten wird - vorbehaltlich weiterer Einschränkungen - auf den 22. Mai 2020 verschoben.

Der Termin für die Abgabe der Wissenschaftlichen Abschlussarbeit im Sommersemester 2020 wird auf den 03. August 2020 verschoben.

Im Mai 2020 finden keine Ersten Staatsprüfungen statt.

Eine Planung der konkreten Prüfungstermine ab Juni 2020 kann derzeit nicht stattfinden.

Hilfe

Bitte teilen Sie dem Dekan, dem Studiendekan, der Prodekanin oder der Geschäftsführung mit, wenn weitere Probleme im Zusammenhang mit der Schließung auftreten. Wir kümmern uns darum oder leiten Ihre Anliegen weiter.


Zwei Artikel aus dem Institut zur hochschuldidaktischen Qualifizierung von Berufsschullehrkräften erschienen

In einem Sammelband aus einem workshop bei den Hochschultagen Beruflicher Bildung 2019 in Siegen werden neue Konzepte in der Ausbildung von Lehrkräften für Berufsbildende Schulen in Studium und Referendariat vorgestellt. Unter der Herausgeberschaft von Robert Jahn, Astrid Seltrecht und Mathias Götzl werden innovative Lehr-Lern-Formate vorgestellt, die sich auf unterschiedliche Theorien und Ziele beziehen. Die Beiträge behandeln Digitalisierung ebenso, wie Fragen der hochschuldidaktischen Umsetzung der Themen Migration, Inklusion und Nachhaltigkeit. Konzepte zum Forschenden Lernen oder dem Theorie-Praxis-Transfer werden mit Blick auf die Gestaltung von Studiengängen ebenfalls diskutiert.

Dr. Philipp Struck ist gemeinsam mit Dr. Mathias Götzl mit einem Beitrag zur Verbindung von hochschulischen Lehr-Lern-Prozessen und gesellschaftlichem Engagement in der (beruflichen) Integrationsförderung vertreten und Prof. Dr. Franz Kaiser mit einem Beitrag zum Lebendigen Lernen als Teil des kritisch-subjektorientierten beruflichen Lehramtsstudiums.

Der Band kann hier bezogen werden. Das Inhaltsverzeichnis ist hier verfügbar.


Artikel zum Schwedischen Berufsbildungssystem und Grenzen vergleichender Forschung in internationalem Fachbuch zur vergleichenden Berufsbildungsforschung erschienen

Wie die anderen so genannten nordischen Staaten Finnland, Dänemark und Norwegen ist Schweden ein Land mit einer langen Tradition eines Wohlfahrtsregimes. Das schwedische Berufsbildungssystem ist international bekannt als ein schulbasiertes System mit einer starken Verbindung zur integrierten Gesamtschule der Sekundarstufe II. Dieses Bildungssystem hat das kulturell verankerte Ziel, jedem und jeder Heranwachsenden die Möglichkeit zu geben, an jedem Punkt seines oder ihres Bildungsweges Karriere zu machen und zu wechseln. Um sowohl die universitäre Ausbildung als auch die berufliche Weiterbildung an jedem Punkt ihrer Karriere zugänglich zu machen, sind beide Bildungswege traditionell kostenlos.
Ein aktueller Artikel von Prof. Franz Kaiser zielt darauf ab, die Diskussion über Klassifikationen und Typologien von Berufsbildungssystemen in einer kritischen Perspektive zu rekonstruieren und versucht dann, die Verbindung zwischen der schwedischen Kultur und Geschichte mit dem aktuellen Bildungssystem zu skizzieren. Die Analyse konzentriert sich auf die Berufsbildung und die aktuellen Veränderungen, basierend auf einigen Interviews mit Stakeholdern aus Politik, Unternehmen und Schulbesuchen während seines Forschungsaufenthaltes 2018/19 sowie den Ergebnissen der aktuellen und historischen Forschung in Schweden und vergleichenden Daten zu Europa und Deutschland. Das Spannungsfeld zwischen inklusiven Ansätzen auf der einen Seite und Möglichkeiten zur stärkeren Betonung des arbeitsbasierten Lernens (WBL) in der Bildungsphase auf der anderen Seite soll in dieser Analyse besonders hervorgehoben werden. Letzteres steht im Mittelpunkt der jüngsten Reformen in Schweden und ist ein Zeichen für die spezifischen Spannungen in der politischen Debatte und Praxis in Schweden zwischen "Folkhem" und globaler Marktwirtschaft. 

Hier verfügbar.


Erster Promovend aus dem Institut für Berufspädagogik hat Ruf auf Professur angenommen

Dr. Hartmut Reinke, der am 8. April 2019 an der Philosophischen Fakultät zum Thema „Das schreibende Subjekt. Eine qualitativ-phänomenologische Arbeitsstudie der Kundenkorrespondenzprozesse kaufmännisch Tätiger“ seine Promotion im Fach „Berufliche Bildung“ verteidigte, hat einen Ruf an die FOM in Bremen  auf die Professur „Sozialmanagement und Berufspädagogik“ angenommen.

Am 7. Mai 2020 erfolgte die, den aktuellen Zeiten entsprechende virtuelle Urkundenübergabe durch den Rektor der Hochschule Prof. Hermeier, gemeinsam mit vier weiteren Professor*innen (s. Bild).

Wir gratulieren hierzu ganz herzlich und wünschen dem Kollegen für die mit den neuen Aufgaben verbundene Forschung und Lehre einen hohen Wirkungsgrad und Freude und verbinden damit die Hoffnung auf das Fortbestehen der produktiven Verbundenheit.


Virtueller Hochschulinformationstag am Institut für Berufspädagogik Rostock

Am 02.06.2020 findet von 15-17 Uhr eine virtuelle Sprechzeit innerhalb des virtuellen Hochschulinformationstages der Universität Rostock statt. Angesprochen fühlen können sich Interessierte mit dem Studienziel

Berufsschullehrer*in.

Wer sich bereits vorab informieren möchte findet Informationen hier:

https://www.ibp.uni-rostock.de/studium/weitere-informationen-materialien/studienziel-berufsschullehrerin/

Das Institut für Berufspädagogik bietet Studiengänge an:

Der Zugang zur virtuellen Sprechstunde erfolgt unter:

https://meet.jit.si/Hochschulinformationstag_IBP_Rostock

Silke Gajek, wissenschaftliche Mitarbeiterin des ibp, ist in dem Zeitraum dort erreichbar.


Aktuelle Studie zur Wirkung von Potentialanalysen im Berufswahlprozess untermauert das Konzept „Mission Ich"

Im Mai-Juni 2019 wurde unter der Leitung des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB) im Rahmen einer Interventionsstudie der Frage nachgegangen, welche Art von Potenzialanalysen (PA) die größten Wirkungen in Hinblick auf wesentliche Ziele des Berufsorientierungsprogramms des Bundes (BOP) entfalten.

Für die Studie wurden drei kontrastierende Potenzialanalyse-Ansätze konzipiert, die jeweils einen Interventionstyp darstellen: (I) eine handlungsorientierte PA, (II) eine PC-gestützte PA und (III) eine biografieorientierte PA. An diese jeweils zweitägigen Interventionen schloss sich am dritten Tag ein je halbstündiges Reflexionsgespräch an. Ergänzt wurde dieses Sample durch einen vierten Interventionstyp (IV), welcher ausschließlich aus einem einstündigen Reflexionsgespräch bestand. Zudem gab es eine Kontrollgruppe, die an den Befragungen teilnahm, jedoch keine berufsorientierende Maßnahme durchlief. An der Studie, die durch die Intervall GmbH Berlin realisiert wurde, nahmen 453 Schüler*innen von sechs Mittelschulen und Gymnasien in Bayern sowie 28 pädagogische Fachkräfte teil. Die Jugendlichen wurden vor, unmittelbar im Anschluss an die sowie vier Wochen nach der Intervention per Fragebogen zu verschiedenen Aspekten des Erlebens und des Erkenntnisgewinnes durch die Intervention befragt.

Untersucht wurde, welche Wirkungen die einzelnen Interventionstypen erzielten – und zwar in Hinblick auf zwei Zieldimensionen: (1) die Anregung der Schüler*innen zur Selbstreflexion sowie (2) die Förderung der Motivation, sich mit Fragen der Berufswahl auseinanderzusetzen. Diese Dimensionen wurden durch drei bzw. sechs weitere Zielvariablen untersetzt.

Erfreulich ist, dass die Schüler*innen mit hoher Motivation an die Aufgaben herangingen und alle Interventionen hohe Akzeptanz fanden. Ebenso positiv hervorzuheben ist, dass alle Potenzialanalyse-Ansätze wirksam sind. Allerdings zeigte sich, dass sich die verschiedenen Ansätze unterschiedlich auf die einzelnen Zielvariablen auswirkten. Sichtbar wurde, dass der Nutzen der Interventionen unterschiedlich bei den Jugendlichen ausfiel. So profitierten beispielsweise Schüler eher von handlungsorientierten Angeboten, Schülerinnen hingegen stärker von biografieorientierten Aufgaben. Kurzum: Es gibt keinen klaren Gewinner oder Verlierer unter den Interventionstypen, keine am besten geeignete Form der Potenzialanalyse. Vielmehr wird deutlich, dass die Kombination der einzelnen Ansätze die Chance birgt, die Vorteile der einzelnen Zugänge zu vereinen sowie die Nachteile zu reduzieren.

Ein zweiter wesentlicher Befund der Studie betont die besondere Bedeutung von Reflexionsprozessen. Interventionen mit einem geringeren Anteil an Reflexionsphasen schnitten bzgl. einiger Zielvariablen unterdurchschnittlich ab, wohingegen das einstündige Reflexionsgespräch hinsichtlich dieser Zielvariablen hohe Werte erzielte. Die Schüler*innen gaben an, mehr über sich erfahren zu haben, und sie entwickelten eine größere Motivation, sich weiter mit dem Thema Berufswahl auseinanderzusetzen.

Nachdenklich stimmt jedoch, dass sich vier Wochen nach der Intervention alle Wirkungen – unabhängig vom Interventionstyp – nivelliert hatten und zum Teil nicht mehr nachweisbar waren. Mit anderen Worten, eine Alltagsbeobachtung vieler Pädagog*innen scheint sich hier zu bestätigen: Ohne ein erneutes Aufgreifen der Thematik ist keine langfristige Wirkung festzustellen.

Diese Ergebnisse bestätigen die konzeptionellen Arbeiten in dem Projekt „SELbsterkundung und Förderung individueller Entscheidungen in der schulischen Berufsorientierung (SELFIE). Im Rahmen des Projektes wurde ein weiter gefasster Ansatz der Potenzialanalyse und Kompetenzentwicklung für den Berufswahlprozess entwickelt. Das Konzept und die entstandenen Arbeitsmaterialien tragen den Titel „Mission ICH“. Durch die Studie werden die Stärken des neuen Potenzialanalyse-Ansatzes hervorgehoben. Denn „Mission ICH“ …

  • zielt im Kern auf die Erhöhung des Selbstwissens sowie auf die Förderung individueller Entscheidungsfähigkeit.
  • kombiniert handlungs-, reflexions- und biografie- sowie dialogorientierte Aufgabentypen.
  • erstreckt sich über die Klassenstufen 7, 8 und 9. Zudem kommen „Mission ICH“-Aufgaben zu verschiedenen Zeitpunkten im jeweiligen Schuljahr zum Einsatz.
  • räumt (Reflexions-)Gesprächen besondere Aufmerksamkeit ein: So werden viele Aufgaben im Anschluss in Kleingruppen oder im Plenum reflektiert. Jeweils zum Schuljahresende sind zudem Auswertungsgespräche zwischen Schüler*in, Lehrkraft und Eltern vorgesehen.
  • verknüpft Elemente der Potenzialanalyse mit anderen Maßnahmen der Beruflichen Orientierung.

Der „Mission ICH“-Ansatz gibt den Schüler*innen mehr Zeit für die Auseinandersetzung mit den Themen Lebensplanung und Berufswahl. Für Schüler*innen und Lehrkräfte werden individuelle Entwicklungen sichtbar. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Form einer intensiveren Beschäftigung zu einer Erhöhung der Nachhaltigkeit und somit zu fundierteren Entscheidungen führt.

Und dennoch: Die Interventionsstudie birgt auch für das „Mission ICH“-Konzept einige Impulse für eine konzeptionelle Weiterentwicklung. So verweisen die Befunde u. a. auf zu berücksichtigende geschlechtsspezifische Aspekte (z. B. Geschlecht der pädagogischen Fachkraft, die die Potenzialanalyse anleitet oder das Reflexionsgespräch führt) oder auch auf die Bedeutung angemessener Räumlichkeiten sowie die Relevanz von Gesprächen, die die Jugendlichen mit ihren Eltern über die erlebte Potenzialanalyse führen. Diese Aspekte fließen in die Weiterentwicklung von „Mission ICH“ ein.

Hier dargestellt wurde nur ein kleiner Ausschnitt der Ergebnisse. Interessierten sei die Lektüre der Studie empfohlen: Sommer, J. / Rennert, C, (2020): Endbericht der wissenschaftlichen Begleitung zur Interventionsstudie Potenzialanalyse. Abrufbar hier [Stand 27.05.2020].

Claudia Kalisch, Tom Reimer, Tobias Prill, Katja Prochatzki-Fahle, Jörg Friese


Politische Bildung in der Berufsausbildung stärken

Prof. Franz Kaiser gibt Impulse auf der Bundeskonferenz der GEW und des DGB Nord in Schwerin

Unter der Überschrift: „Wichtiger denn je: Politische Bildung und Professionalisierung!“ mahnt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) deutlich größere Anstrengungen an, die Politische Bildung an Beruflichen Schulen ebenso wie in der „neuen Weiterbildungskultur“ zu stärken. „Es fehlen institutionelle, finanzielle, zeitliche und organisatorische Voraussetzungen, um die Profession in der Berufs- und vor allem in der Weiterbildung voran zu bringen“, sagte Ansgar Klinger, GEW-Vorstandsmitglied für Berufliche Bildung und Weiterbildung, auf der gleichnamigen Tagung am 18. und 19.6.2020 in Schwerin.

 

Weil sich Fake News und Verschwörungsphantasien häufen und Rassismus, Fremden- und Demokratiefeindlichkeit, zentrale gesellschaftliche Werte wie Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Teilhabe sowie Mitbestimmung, soziale Gerechtigkeit und Diversität bedrohen, ist Politische Bildung und Demokratiepädagogik zu sichern und zu stärken! Dabei waren sich die Teilnehmenden aus den beruflichen Schulen der Republik und die Gewerkschaftsfunktionäre einig mit der Bildungsministerin Bettina Martin, die zur Tagung begrüßte.

 

Zu Impulsvorträgen der ersten Tagung nach Corona mit leibhaftiger Begegnung, aber mit großem Abstand, war die Bielefelder Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Bettina Zurstrassen eingeladen, sie verdeutlichte die bedrohte Lage des Fachs an den beruflichen Schulen. Der Frankfurter Erziehungswissenschaftler und Erwachsenenbildner Prof. Dr. Dieter Nittel fokussierte den Stand und die Notwendigkeit der Professionalisierung im Feld der Erwachsenen- und Weiterbildung aus gewerkschaftlicher Perspektive und verdeutlichte, dass hier im Verhältnis zur Professionalisierung des Personals an beruflichen Schulen noch viel zu tun sei.

Der Rostocker Berufsbildungsforscher Prof. Dr. Franz Kaiser erläuterte, was die ideale Berufsschullehrkraft kennzeichne. Fachwissen reiche nicht aus. „Wir wollen bei den Studierenden eine forschende, offene Haltung entwickeln“. Und: „Ich muss Bock haben, mich von den Schülerinnen und Schülern in Frage stellen zu lassen.“ Auch „biographische Reflexion - Warum will ich Berufsschullehrer werden?“ betont die Notwendigkeit der Stärkung einer kritisch-reflexiven Haltung und die Befähigung zum Widerspruch als durchgängige Zielsetzung in der Berufsbildung in seinem Vortrag: „Entwicklung beruflicher Lehrkräfte für kritische Gestaltungsfähigkeit. Ziele-Herausforderungen-Perspektiven“. Er entfaltete seine Ausgangs- und Bezugspunkte zur kritischen Bildungstheorie und verdeutlichte zugleich, dass politisches Handeln ohne die Wahrnehmung der Fakten nicht zum Ziel führt, weshalb er auf die verheerende Versorgungslage mit qualifizierten Berufsschullehrkräften in der Bundesrepublik verwies. Er mahnte Politik um dringliches Handeln an und forderte eine Öffentlichkeitskampagne für das Berufsschullehramt, um den von DGB Nord Vize Ingo Schlüter vorausgesagten „Shut down“ der Dualen Ausbildung (noch) abzuwenden. In seinen abschließenden Forderungen nahm er Bezug auf die aktuellen Überlegungen der GEW, wie ebenso auf die von ihm mitverfassten Forderungen der Stifterverbandsinitiative für Berufsschullehrkräfte.

 

Gemeinsam verabschiedeten die Anwesenden die Schweriner Erklärung zur Stärkung der Politischen Bildung in der Berufsbildung.

 

Hier finden Sie die „Schweriner Erklärung der GEW

Hier weitere Impressionen von der Tagung
Hier die Dokumentation mit den Vorträgen zur Tagung.


Vier Vorträge aus dem ibp auf der Jahrestagung der Sektion BWP der DGfE präsentiert!

Am 09. und 10.09.2020 fand die diesjährige Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2020 digital via Zoom statt. Teilnehmende konnten über zwei Tage an verschiedenen Workshops und Sessions teilnehmen. Das Institut für Berufspädagogik der Universität Rostock war dabei mit insgesamt vier Vorträgen beteiligt. Die erste Präsentation boten Franz Kaiser und Claudia Kalisch zu dem Titel „Zukunft ungewiss?! Herausforderungen Beruflicher Orientierung in einer Transformationsgesellschaft. Eine kritische Reflexion.“ Daran anschließend referierte Philipp Struck zum Thema  „Vor welchen Herausforderungen steht die Berufliche Orientierung durch die (gesellschaftlichen) Transformationsprozesse und aktuellen Trends“Weitere Beiträge des ibp thematisierten die „Werdegänge und Sichtweisen von Berufsschullehrer*innen in Schweden und Finnland und Anregungen für Deutschland“ (von Franz Kaiser, Philipp Struck und Hannah Frind) und den „Nutzen von Peer Tutoring und Peer Mentoring für den Lernort Betrieb in gewerblich-technischen Ausbildungsberufen“ (von Philipp Struck, Patricia Franz und Yannik Alcala).


Neue Professur Berufspädagogik für Fachdidaktik gewerblich-technischer Fachrichtungen

Zur Stärkung der beruflichen Lehrerkräftebildung in Mecklenburg-Vorpommern wurde, durch eine Zielvereinbarung zwischen Land und Universität, dem Institut für Berufspädagogik die Einrichtung einer neuen Professur für die Fachdidaktik gewerblich-technischer Fachrichtungen ermöglicht. Damit geht künftig eine deutliche Steigerung der Qualität der beruflichen Lehrer*innenbildung in Rostock einher.
Das Berufungsverfahren dazu wurde eingeleitet. Wir freuen uns sehr, dass Frau Prof. Dr. Tamara Riehle ab 01.10.2020 diese Professur für 1 Jahr vertreten wird. Weitere Informationen zur Frau Prof. Riehle erhalten Sie HIER.


Vortragsreihe "Systeme der beruflichen Bildung" im WS 2020/2021


Prof. Dr. Kaiser leitet Workshop auf European Vocational Skills Week

Die diesjährige European Vocational Skills Week, die aufgrund der Präsidentschaft Deutschlands für Berlin vorgesehen war, fand diesmal Online vom 9-13. November statt. Hier eingebunden war auch ein Treffen der Europäischen Berufsbildungsforschung (VETnet), die Hinweise an die EU Kommission zur Notwendigkeit der Neuausrichtung der Forschungsförderung aber auch zu drängenden Gestaltungsfelder in der Berufsbildungspraxis gibt. Für dieses Treffen hatten 1000 Anmeldungen von interessierten Forscherinnen und Forschern vorgelegen, verbunden mit dem Wunsch daran teilzunehmen. Letztlich teilnehmen konnten davon lediglich 10% aufgrund der Kapazitäten. Leiter eines der dann stattfindenden 11 Workshops war Prof. Dr. Franz Kaiser des ibp.

Er betonte die weitere Investition in die Forschung zur Entwicklung und Bildung von Berufsschullehrkräften und der Förderung des Forschungsnachwuchses. Zudem betonte er, dass Digitalisierung, Inklusion und die Fragen des Klimaschutzes auf der Agenda stehen sollten. Sein Report fließt ein in den Gesamtreport an die EU Kommission ein.

Die Abbildung zeigt einen Befund aus der Analyse der aktuellen Forschungsthemen aus der Präsentation des Kollegen Dr. Philipp Grollmann vom Bundesinstitut für Berufsbildung, der eine Studie zu europäischen Berufsbildungsforschungsinstituten vorstellte.

Auch die Untersuchung von Publikationen in internationalen Journals von Prof. Dr. Gessler aus Bremen zeigte eindrucksvoll die aktuellen und vergangenen Schwerpunkte der Berufsbildungsforschung als Impuls für die Diskussion.

Zu den Präsentationen gelangen sie hier.


Zwei Artikel aus dem Institut für Berufspädagogik in den „Proceedings of the European Conference on Educational Research (ECER) 2020“ erschienen

Im Nachgang zur diesjährigen ECER Tagung in Glasgow (Schottland), welche nur in digitaler Form stattfinden konnte, veröffentlicht das „European Research Network on Vocational Education and Training“ (VETNET) zu dem zentralen Tagungsthema „Bildungsforschung, die Gemeinschaften (wieder) verbindet“ (Educational Research (Re)connecting Communities) eine Sammlung mit 40 Beiträgen und Videos. Dazu gehört u.a. auch ein Beitrag von Prof. Dr. Franz Kaiser, Dr. Philipp Struck und Hannah Frind. Sie berichten aus einer in 2019 durchgeführten Studie, welche die persönlichen Ziele und Motive von Berufsschullehrkräften aus Schweden und Finnland betrachten und eine vergleiche Perspektive der landesspezifischen Berufsbildungssysteme der skandinavischen Länder erarbeiten. Dazu wurden finnische und schwedische Lehrkräfte zu den Stärken und Schwächen ihrer Berufsbildungssysteme und den Zielen der beruflichen Bildung befragt sowie die kulturellen Hintergründe der Länder, die Wirtschaftsstruktur und die Geschichte, die das Bildungssystem beeinflussen, in den Analysen und Diskussionen berücksichtigt.

Einen zweiten Beitrag aus dem Institut für Berufspädagogik leistet Dr. Philipp Struck mit einem Artikel zu dem Wissensmodell im Berufswahlprozess (The Model of Knowledge in the Career Choice Process (KCCP)), welches im theoretischen Diskurs sowie entlang wiederholter, empirischer Validierung Wege zur individuellen Unterstützung von Jugendlichen im Berufswahlprozess aufzeigt. Das Wissensmodell im Berufswahlprozess erklärt die Zusammenhänge zwischen den Wirksamkeitsüberzeugungen Selbstwirksamkeit und Ergebniserwartung, den Berufswahlaktivitäten und verschiedenen Formen, berufswahlrelevantem Wissen. Durch praktische Hinweise, ermittelt aus den empirischen Ergebnissen, können Jugendliche im Berufswahlprozess durch Eltern und Berufsberatung individuell gefördert und unterstützt werden.

Beide Artikel stehen oben zum kostenfreien Download bereit.

Die nächste ECER Tagung findet im September 2021 in digitaler Form statt.


BM=x³: Innovative berufliche Bildung im Hochtechnologiebereich!

Im November 2020 ist am ibp ein neues Projekt gestartet.

BM=x³ steht für attraktive berufliche Bildung in Mikro- und Nanotechnologie durch exzellente Berufe, exzellente Lernorte und exzellente Kooperationen. Anliegen des Projektes ist es, innovative Konzepte für die berufliche Bildung im Hochtechnologiebereich (Mikro- und Nanotechnologie) zu entwickeln und auszubauen. Das Institut für Berufspädagogik der Universität Rostock ist Verbundpartner in einem Konsortium von acht namhaften Forschungsinstitutionen und Beruflichen Schulen und verantwortet hierbei die berufswissenschaftlichen, berufspädagogischen sowie sozialforschungsmethodischen Aspekte des Projekts.

Das Projekt wird gefördert vom BMBF im Rahmen des Innovationswettbewerbes der Beruflichen Bildung. Die Bundesbildungsministerin Anja Karliczek traf am 24.11.2020 drei der 17 InnoVET-Projekte. Vertreter*innen des BM=x³-Vorhabens waren mit dabei.


Rückblick und Ausblick zum Jahresende: Zeitschrift „berufsbildung“ thematisiert aktuelle Innovationen und Rückschläge, Buch widmet sich der Geschichte beruflicher Bildung

Gerade noch rechtzeitig vor dem Jahresende sind zwei neue Publikationen aus dem ibp erschienen, die sich mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beruflicher Bildung befassen. Wir wünschen verbunden damit allen unseren Partner*innen und Studiereenden eine besinnliche Zeit zwischen den Jahren und einen guten Start ins Neue Jahr 2021!

Viele Mitarbeitende am Institut für Berufspädagogik haben sich mit Beiträgen an dem aktuellen Heft der Zeitschrift „Berufsbildung“ beteiligt. Der Themenschwerpunkt „Innovationen und Rückschläge der beruflichen Bildung“ ist dem kürzlich verstorbenen Herausgeber Prof. Dr. Josef Rützel von der TU Darmstadt gewidmet und gibt Einblicke in Theorie und Praxis beruflicher Bildung bezogen auf Berufsorientierung, Lehrerfortbildung, Wirkungen der Digitalisierung auf die Praxis in den Schulen bis zur Auswirkung des aktualisierten Berufsbildungsgesetzes auf die Rolle der Prüfungsausschüsse bei den Kammern. Publiziert sind auch Interviews mit Ausbildungsleitungen aus der Rostocker Region und ein Beitrag zu Megatrends in der Transformationsgesellschaft.  Es finden sich Artikel von: Dr. Claudia Kalisch, Dr. Melanie Hoppe, Stephanie Dahn, Dr. Philipp Struck, Silke Gajek und Prof. Dr. Franz Kaiser, der das Heft als Beiratsmitglied betreut hat.

Das Inhaltsverzeichnis finden sie hier.

 

Fast zeitgleich ist der Band zur historischen Berufsbildungsforschung ebenfalls beim EUSL-Verlag erschienen.  

Basierend auf einer Tagung der Herausgeber im September 2019 zu „Retrospektiven, Perspektiven & Synergien einer Historischen Berufsbildungs- und Wissenschaftsforschung“ an der Universität Rostock, entfaltet sich hier die Bandbreite der historischen Berufsbildungsforschung. Der Band vereint durch Beiträge namhafter Berufsbildungsforscher*innen paradigmatische, mal stärker biografischen Zugänge sowie systemisch-gesellschaftspolitische Perspektiven und schließlich Analysen zur Genese der Wissenschaftsdisziplin. In den Beiträgen wird dem Einfluss von Einzelpersönlichkeiten und Forschungsparadigmen ebenso wie dem von Bildungssystemen am Beispiel der DDR, Skandinaviens und der bundesdeutschen Bildungspolitik nachgegangen. Vereint sind sowohl Beiträge zur Entstehung der Berufs- und Wirtschaftspädagogik, zur Rekonstruktion der Benachteiligtenförderung, Soziökonomie, Pflegedidaktik und Frauenforschung als auch Analysen berufsspezifischer Betrachtungen am Beispiel des Druckgewerbes, der Offiziere und der Ausbilder*innen.

Da jeder Wissenschaftsdisziplin ein Bewusstsein ihrer Geschichte und die Kenntnis ihrer Vielfalt, Paradigmen und Entwicklungsmöglichkeiten hilft, können Studierende und Forschende nur auf dieser Grundlage ihr spezifisches Potential, Wissen und Handlungsrepertoire entfalten. Dabei ist Geschichtsschreibung und historische Berufsbildungsforschung immer zugleich selbst gefangen in ihrer je eigenen Zeit, beschränkt durch die Perspektiven der Personen, die sich an dem Rückblick beteiligen. Das macht Geschichte auch immer zur Geschichte der Herrschenden, die eine spezifische Perspektive und die mit ihr verbundene Forschung schreibend tradieren. Deshalb ist Vielfalt für die historische Berufsbildungsforschung so wertvoll, weil sie sich gegen verengte, eindimensionale Retrospektive stellt, gewissermaßen in die Ritzen und Fugen der Zeit schauen lässt. Der vorliegende Band ist der Darstellung der Vielfalt historischer Berufsbildungsforschung gewidmet und enthält auch zwei Beiträge, die auf studentischen Qualifizierungsarbeiten an der Universität Rostock beruhen.

 

Zur Bestellung des Bandes folgen Sie hier.

 

Inhaltsverzeichnis:

Grußwort des Dekans der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock, Prof. Dr. Hillard von Thiessen, im Kontext der 600jährigen Bestehens der Universität

Franz Kaiser
Die Klaviatur historischer Berufsbildungsforschung
Eine Einleitung und Einblicke in die Tonarten der versammelten Beiträge

Zur Entwicklung der Wissenschaftsdisziplin

Philipp Gonon
Dilettantismus als Dispositiv
Zur disziplinären Entwicklung historischer Berufsbildungsforschung

Franz Kaiser
Akademisierung der beruflichen Lehrkräfte und die Genese der Berufsbildungswissenschaft
Ein historischer Ländervergleich von Schweden, Finnland und Deutschland

Mathias Götzl, Patrick Geiser & Niklas Müller
NETZWERK-BWP
Zur Entwicklung der Berufs- und Wirtschaftspädagogik als wissenschaftliche Disziplin

Christian Steib und Robert Jahn
Einführungen in die Berufs- und Wirtschaftspädagogik
Eine Analyse der Entstehung von Lehrbüchern im Kontext der Institutionalisierung der Disziplin

Roswitha Ertl-Schmuck, Anja Walter
Pflegedidaktik als Disziplin – Gegenstand und Kommunikationszusammenhänge

Forschungsparadigmen und Wandel wissenschaftlicher Arbeit

Marianne Friese
Bildungskonzepte und berufliche Bildung für Arbeiterinnen im 19. Jahrhundert
Kontroversen der Frauenbewegungen und berufspädagogische Diskurse

Anke Bahl
Ausbildung als Taskscape
Eine anthropologisch-praxeologische Perspektivierung beruflich-betrieblichen Lernens

Günter Kutscha
Emanzipatorische und funktionalistische Berufsbildungstheorie bei Herwig Blankertz und Jürgen Zabeck
Paradigmatischer Rückblick und weiterführende Theorieansätze im Spannungsfeld von Mündigkeit und Funktionalität

Georg Tafner
Die sozioökonomischen Dimensionen der Wirtschaftspädagogik
Skizzierung historischer Meilensteine in Österreich unter Berücksichtigung deutscher Entwicklungen

Markus Linten
Wie haben Peer Review, Open Access und Leistungsmessung die Publikationslandschaft in der Berufsbildung verändert?
Eine deskriptive Analyse der letzten 20 Jahre auf Basis des VET Repository

Gesellschaftspolitische Entwicklungen und Debatten

Karin Büchter
Gleichwertigkeit allgemeiner und beruflicher Bildung als Demokratisierungsprojekt
Historische Kontinuität und Grenzen einer Forderung

Dietmar Heisler & Petra Lippegaus
Reparaturbetrieb, Inklusion und Fachkräftesicherung
Transformation der Benachteiligtenförderung in Deutschland

Frank Ragutt
Berufsbildungsforschung in der bildungspolitischen Reformkontroverse
Der Gesprächskreis für Fragen der Beruflichen Bildung, 1967 bis 1970

Volkmar Herkner
Forschungsperspektiven zur DDR-Berufsbildung
Ein Aufriss

Hannah Frind & Franz Kaiser
„Ich wollte gerne praktische Erfahrungen haben, kein reines Abitur“
Die Berufsausbildung mit Abitur in der DDR aus der Perspektive von Zeitzeugen

Biografisch-orientierte historische Berufsbildungsforschung

Jens Brachmann
»Mechanische Nebenbeschäfftigungen«
Johann Christoph Friedrich GutsMuths als Begründer der Technologiedidaktik aus dem Geist des pädagogischen Utilitarismus

Alan Schulz
Friedrich Feld und der Nationalsozialismus

Friedhelm Schütte
Disziplingeschichte via Biographieforschung?
Berufs- und Wirtschaftspädagogik zwischen Philosophie und Soziologie. Beispiel: Heinrich Abel

Berufsfeldbezogene Studien

Harry Neß
Historische Strukturmuster im Prozess der Professionalisierung
Ein langer Blick zurück am Beispiel der Buchdrucker

Esther Berner
Der Offizier: Kontinuitäten und Wandel eines Berufsbildes